Stress abbauen – so macht es dein Tier
Lerne von deinem Tier, wie du Stress abbauen und wieder in die Balance kommen kannst (Stress abbauen)
Gibt es manchmal Probleme bei euch, weil dein Haustier sich scheinbar aus dem Nichts heraus seltsam verhält? Oder bist du öfter einfach belustigt und fragst dich, was jetzt los ist, wenn dein Pferd übermütig über die Koppel buckelt, dein Hund ausgelassen über die Wiese wetzt oder deine Katze den Kratzbaum mit ihren Krallen malträtiert? Keine Sorge: Wenn dieses Verhalten hin und wieder auftritt, ist es ganz normal! Tiere sind sehr gut darin, Stress abzubauen, um bald wieder in ihre innere Balance zu kommen. Ich möchte dir heute zeigen, wie du deinen tierischen Begleiter in diesen Situationen noch besser verstehst und wie du ihn sogar als Vorbild sehen und ebenfalls deinen Stress abbauen kannst.
Ursachen für Stress
Stress ist bei Menschen wie bei Tieren nicht zwingend negativ. Er bedeutet nur, dass vermehrt innere oder äußere Reize auf uns eindringen und der Organismus einen Weg finden muss, damit umzugehen. Wenn es zu viele Reize werden, stößt der Körper beispielsweise Adrenalin aus und warnt: „Es ist Zeit, zu handeln!“ Stress hilft uns also, uns zu bewegen und mobilisiert unsere Kräfte. Vielleicht warst du schon einmal vor einem wichtigen Termin sehr aufgeregt. Oder du hast erlebt, dass du dich in einer stressigen Situation viel besser auf eine Sache konzentrieren konntest, weil du alles andere um dich herum ausgeblendet hast, z.B. in einer Prüfungssituation. Erst wenn es dauerhaft oder generell zu viele Reize sind, schlägt „positiver“ auf „negativen“ Stress um, mit dem wir nicht mehr richtig klarkommen. So auch, wenn du dich in einer Prüfung nicht mehr fokussieren kannst, sondern Versagensängste bekommst.
Von der Natur ist es so angelegt, dass nach einer stressigen Beanspruchung wieder eine Entspannung kommen muss. Die angestauten Energien müssen irgendwie raus. Ja, die Entspannung fühlt sich dann sogar oft schon wie eine Belohnung an. Bist du nicht auch sehr froh und stolz, wenn du die eben genannte Prüfung hinter dir hast? Die Natur möchte also dauerhaft alles in Balance bringen. Langzeitstress entsteht dann, wenn wir unsere inneren Signale missachten oder es aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, die angestauten Energien wieder loszulassen. Bei Menschen kann sich das in Burnout oder psychosomatischen Krankheiten äußern. Bei meinen tierischen Klienten habe ich schon Symptome wie Haare raus reißen bzw. auslecken, Aggressivität oder Apathie beobachtet. Auch sie können im Ernstfall psychosomatisch erkranken.
Jedoch ist es meiner Erfahrung nach so, dass Tiere oft einfacher Stress abbauen und wieder in den Ausgleich kommen, weil sie ihre Emotionen natürlicher annehmen und ausleben. Sie sind „authentischer“. Und klar, sie müssen auch nicht den ganzen Tag im Büro vor dem Computer sitzen, E-Mails bearbeiten und Telefonate führen. Langzeitstress und seine Symptome entstehen bei Haustieren meist dann, wenn ihre Halter sie dauerhaftem Stress aussetzen und es ihnen nicht ermöglichen, sich wieder entspannen zu können. Dieser Stress kann in einer nicht artgerechten Haltung liegen oder aber auch dadurch, dass die verschiedenen Tiere im Haushalt auf lange Sicht nicht miteinander harmonieren. Ebenso kann er von dir als Mensch ausgehen: Trägst du selbst sehr viel Anspannung in dir, so spürt dein tierischer Freund das. Es kann sein, dass er darauf reagiert und ebenso gestresst ist.
Stress abbauen – So machen es die Tiere
Wie lassen also Tiere ihre angestaute Energie wieder los? Auf ganz unterschiedliche Weise, je nachdem wie groß der Stressfaktor war und wie lang er bestand. „Positiver“ Stress kann z.B. darin bestehen, dass du und dein Pferd an einem Turnier teilgenommen habt, bei dem ihr sehr konzentriert wart und dadurch sogar eine noch bessere Leistung als im Training gebracht habt. Vielleicht tobt dein Pferd danach erst einmal eine Runde über die Weide und präsentiert sich den anderen gegenüber stolz, wie: „Schaut mal, ich war wirklich gut heute!“. Vielleicht möchte es aber auch einfach nur gelobt werden, noch ein wenig mit dir schmusen und danach einfach entspannen.
Welpen oder Jungtiere haben oft sehr viel Energie, die dann in den berühmten „5 Minuten“ mal herausgelassen werden will, z.B. im Spiel mit Artgenossen. Alles ist so spannend und damit die vielen Reize verarbeitet werden können, wollen sie sich bewegen und ihre Lebensfreude spüren!
Katzen hingegen wetzen sehr gerne ihre Krallen, um einem Rivalen oder auch uns Menschen gegenüber zu zeigen: „Hey, das ist mein Revier! Hier habe ich das Sagen, komm mir nicht zu nah!“ An der Intensität des Wetzens kann man meist schon erahnen, welche Energie da freigesetzt werden will.
Auch in der Herde und im Rudel müssen Spannungen abgebaut werden, z.B. durch Schnappen, Toben, Treten. Vertraue deinem Tier oder deinen Tieren, dass sie das schon untereinander zu regeln wissen, sofern es nicht zu heftig ist und zu häufig passiert.
Doch auch auf sanftere Weise kann dein Haustier seinen Stress abbauen: Indem es sich zurückzieht oder einfach längere Zeit schläft. Durch Rückzug entsteht das Gefühl von Sicherheit und „Runterkommen“ können. Schlafen aktiviert die Regenerationskräfte, z.B. auch wenn dein Tier krank ist oder es ihm nicht gut geht. Viele Haustiere schlafen länger als wir Menschen und über den Tag verteilt. Powernapping ist sehr gesund und lädt immer wieder neu auf!
Bei Tieren, die unter Langzeitstress standen und z.B. aus dem Tierschutz kommen, beobachte ich immer wieder, dass sie mehrere Phasen der Regeneration brauchen. Es ist nicht mit „einmal kurz schlafen“ getan, sondern es kann sein, dass sich die Energie über Wochen und Monate hinweg freisetzt. Dieser Prozess beginnt meist dann, wenn sie wirklich Vertrauen zu ihren neuen Menschen aufbauen und sich sicher fühlen. Sie brauchen von ihren neuen Haltern viel Geduld und das Gefühl, jetzt einen „Raum“ zu haben, in dem das alles herauskommen darf. Wir Menschen müssen respektieren, dass sie nicht gleich lieb, freundlich und verschmust sein können, wenn sie unter Umständen eine schwierige Vergangenheit hatten. Unter vielen Angst- und Stressmustern, die sie sich im Laufe der Zeit zugelegt haben, tritt erst im Laufe der Zeit ihr wahrer Charakter hervor.
Wie du dein Haustier beim Stress abbauen unterstützt
Wenn du deinem Tier beim Finden seiner inneren Balance helfen möchtest, dann erlaube ihm zunächst einmal, so zu sein, wie es ist. Das bedeutet nicht, dass es dir von jetzt an auf der Nase herumtanzt. Vielmehr geht es darum, dass du lernst, sanft die Führung für euch beide zu übernehmen. Respektiere dein Tier. Dauerhaft unerwünschtes Verhalten lässt sich ändern, wenn du die Bedürfnisse deines Begleiters wirklich verstehst und einen Weg findest, wie er sie auf andere Art und Weise ausleben kann. Vielleicht braucht es auch nur eine kleine Änderung in den Haltungsbedingungen, damit ihr beide euch wohler fühlt?
Gib deinem Tier also den nötigen Raum. Wenn dein Hund toben will und das gerade möglich ist, warum nicht? Vielleicht animiert er dich ja sogar, ein bisschen zusammen mit ihm Spaß zu haben und den aktuellen Moment zu genießen.
Zu einem verängstigten oder kranken Tier solltest du körperlich nur dann Kontakt aufnehmen, wenn es das möchte. Ansonsten hilfst du ihm, indem du ihm liebevolle Gedanken schickst und leise mit ihm redest. Meist ist es so, dass Tiere, die ihre Ruhe haben wollten, von alleine wieder aus ihrer „Höhle“ kommen, wenn sie genug haben und ihnen nun langweilig geworden ist. Auch unsere Haustiere sind neugierig! In diesem Moment merkst du, dass jetzt langsam wieder alles gut ist. Generell ist es gut, wenn dein Tier einen eigenen Ruheplatz hat, an den es sich zurückziehen kann. Einen Ort, an dem es ungestört ist, aber dennoch sehen kann, was in der Umgebung passiert, falls es das möchte. Für die Kommunikation speziell mit ängstlichen Tieren gibt es ein paar Tricks.
Tiere werden gern gefordert und lernen Neues, aber wenn es zu viel auf einmal ist, machen sie innerlich „zu“ und sind nicht mehr aufnahmefähig. Wenn du also deinem tierischen Freund etwas Neues beibringen möchtest, dann geh es spielerisch an und zeige ihm z.B. durch Lob genau, wenn er es richtig macht. Gehe lieber viele kleine Schritte als zu viel auf einmal zu fordern.
Auch Klarheit, z.B. durch einfache Regeln, ähnliche Tagesabläufe oder eindeutige Ansagen können Sicherheit und somit Entspannung vermitteln. Natürlich musst du selbst erst einmal klar und entspannt sein, wenn du dies auf dein Tier übertragen möchtest. Wie kannst also du selbst in deine innere Balance kommen?
So findest auch du deine innere Balance
Lerne von deinem Tier! Anspannung kannst du auf körperlicher Ebene ebenso wie dein Freund durch Schnauben bzw. tiefes Ausatmen loslassen. Achte auf deinen Körper: Wann ist er angespannt und wie kannst du ihn auch im Alltag ein wenig lockern, z.B. durch Ausschlackern oder zwischendurch mal aufstehen und deine Haltung ändern?
Übungen, die deine Achtsamkeit schulen, können ebenfalls helfen. So kannst du den Tag entspannt mit einer Meditation, ggf. mit deinem Tier zusammen, starten. Sehr hilfreich sind kleine Momente der Ruhe, die du in deinen Alltag einbaust. Schließe kurz deine Augen, spüre in dich hinein und frage dich, was du jetzt brauchst. Manchmal hilft es schon, sich einfach mal einen Tee zu machen und einen Gang herunterzuschalten. Oder aber du brauchst noch etwas mehr Bewegung. Vielleicht möchte dein Tier ja ein wenig mit dir spielen oder einen kurzen Spaziergang im Grünen unternehmen?
Lerne deine Emotionen kennen und die Warnsignale deines Körpers besser zu lesen. So beugst du nicht nur psychischem Stress vor, sondern tust auch etwas für deine Gesundheit. Dein Umfeld wird es dir danken, denn dein Tier und andere Menschen bekommen es mit, wenn du gestresst wirst. Wenn man generell entspannter ist, erledigen sich zumeist auch Ersatzhandlungen wie Frustessen oder unnötiger Streit, der durch Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben entsteht.
Brauchst du weitere Hilfe beim Stressabbau? Ich erarbeite gern im Coaching mit dir ein individuelles Programm, auf deinen Alltag zugeschnitten.
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