Tierkommunikation im Alltag: Klare Bilder senden

So machst du deinem Tier verständlich, was du wirklich willst! (Tierkommunikation im Alltag)

Kommt dein Hund nicht, wenn du ihn rufst? Kratzt deine Katze an der Tapete? Oder reagiert dein Pferd beim Reiten nicht richtig auf deine Hilfen? Dies sind Fälle, die ich nur zu gut von meinen Klienten und aus meinem eigenen Leben kenne.

Ich sage gleich: Es gibt hiergegen leider nicht DAS Geheimrezept. Aber es gibt eine Möglichkeit, wie du mit ein wenig Übung deinem tierischen Begleiter gegenüber auf Dauer klarer ausdrückenkannst, was genau du von ihm erwartest. Denn das Tier kann immer nur so auf deine Zeichen reagieren, wie sie bei ihm ankommen (mehr zu dem besonderen Zusammenspiel zwischen Mensch und Haustier erfährst du in diesem Artikel).

 

Die richtige Erziehung macht’s

Wenn dein Begleiter nicht auf dich hört, kann das mehrere Ursachen haben. Auch Tiere werden bereits von klein auf stark durch ihr Umfeld und ihre Erlebnisse geprägt. Alles, was dein tierischer Freund in seinen ersten Tagen, Wochen und Monaten erlebt hat, entscheidet, ob er später grundsätzlich eher ausgeglichen und einfacher zu erziehen ist. Kitten etwa, die ausreichend Zeit mit ihrer Mutter verbringen konnten, sodass sie lang genug von ihr gesäugt und auf alles vorbereitet wurden, was man als Katze so können muss (Fellpflege, seine Kräfte mit den Geschwistern messen, das Katzenklo benutzen),  sind als ausgewachsene Fellnasen zumeist emotional viel stabiler und eigenständiger. Kätzchen wiederum, die bereits früh an Menschen gewöhnt wurden, reagieren oft auf andere Weise auf uns als streunende Katzen. Ich habe bereits mit Tieren gesprochen, die es nicht besonders mögen, gestreichelt zu werden – einfach, weil sie es nicht von klein auf gewöhnt sind und den engen Kontakt zu Menschen erst viel später kennengelernt haben. Da die Prägung so entscheidend ist, ist es also auch sehr viel effektiver, das Tier direkt von Anfang an an das Benehmen zu gewöhnen, welches man von ihm erwartet. Wenn man darauf achtet, dass sich manche Dinge gar nicht erst einschleichen, macht man es sich sehr viel leichter, als wenn sie später wieder abgewöhnt werden müssen. Auch ist es hilfreich, junge Tiere sanft und langsam an spätere Aufgaben heranzuführen, wie etwa junge Pferde, die der Reiter als Handpferd neben seinem Reitpferd mitlaufen lassen kann.

Manches Verhalten ist allerdings weniger auf eine allgemein „schlechte“ Erziehung als vielmehr auf eine temporäre Aktion zurückzuführen, mit der die Tiere darauf aufmerksam machen wollen, dass etwas nicht stimmt. Katzen, die plötzlich anfangen zu markieren, wollen meist etwas mitteilen oder haben ein körperliches Leiden. Die genauen Ursachen für ein solches Verhalten lassen sich am besten im Mensch-Tier Coaching mit Tierhalter und Tier zusammen klären. Ähnliches gilt für Verhaltensweisen des Tieres, die offensichtlich durch Ängste geprägt sind.

 

So sendest du klare Botschaften

Katze Hand High Five TierDie grundsätzliche Prägung deines Tiers ist also entscheidend und lässt sich nicht so einfach ändern – Was auch nicht das Ziel ist, denn die Eigenheiten und besonderen Charakteristika unserer Tiere sind ja genau das, was wir an ihnen lieben (selbst, wenn sie manchmal vielleicht ein wenig verrückt erscheinen. Aber sind wir alle nicht hin und wieder ein wenig außerhalb der Norm?!). Grenzen in der Erziehung oder Prägung der Tiere sind zudem bei Instinkten und Trieben gegeben, die unseren Begleitern von Natur aus innewohnen. Die Methode, die ich dir vorstellen möchte, setzt vielmehr bei eurer Beziehung und Kommunikation untereinander an.

Ich lade dich dazu ein, eure aktuelle Problemsituation einmal als Möglichkeit anzusehen, deine eigene innere Absicht zu trainieren! Mit wieviel Klarheit sendest du die Kommandos an dein Tier aus? Und wie fühlst du dich in diesem Augenblick? Da unsere Tiere energetisch mit uns verbunden sind, bekommen sie unsere inneren Bilder und Gefühle mit. Wenn du selbst unruhig, gestresst oder aufgeregt bist, überträgt sich das auf dein Tier. Es ist dann in Alarmbereitschaft. Schaffst du es, in haarsträubenden Situationen ruhig, aber bestimmt zu bleiben? Zum Beispiel, wenn dein Hund einem Kaninchen hinterher jagt und du ihn eigentlich zurück gepfiffen hast? Aufgeregtes Rufen stachelt in einem solchen Fall wohlmöglich sogar noch mehr an.

Vielleicht ist dir schon einmal aufgefallen, dass es für unser Unterbewusstsein unmöglich ist, Verbote mit „Nicht“ und „kein“ aufzunehmen, ohne gleichzeitig an die Sache zu denken, die wir verneinen. Das bedeutet: Wenn jemand sagt „Denk NICHT an einen rosa Elefanten“, welches Bild haben wir dann automatisch im Kopf? Genau: den rosa Elefanten! Und damit leider genau das, was wir nicht wollten. So auch im Austausch mit unseren Tieren. Wenn wir unserem Hund zurufen: „Nicht bellen!“, haben wir automatisch die Idee von einem bellenden Hund vor unserem inneren Auge. Kommt dazu noch eine aufgebrachte Emotion, die dieses Bild verstärkt, so wird der Hund eher verwirrt sein als jetzt genau zu wissen, was gemeint ist. Bei ihm kommt die Botschaft „bellen“ an, doch gleichzeitig wird er von seinem Menschen bestraft, wenn er sie befolgt. Und wieso soll er ruhig sein, wenn sein menschlicher Freund es selbst nicht ist und somit Gefahr ausdrückt? Das Prinzip der Emotionen als Verstärker für innere Bilder gilt übrigens auch, wenn wir unsere wahren Empfindungen (wie etwa Wut) in dieser Situation unterdrücken, denn bei Tiere kommen sowohl unterdrückte als auch bewusst gefühlte Emotionen an.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich, nur Kommandos zu geben, die mit Bildern zu Verhalten verbunden sind, welches wir uns ausdrücklich von unserem Tier wünschen – und diese Bilder dann mit positiven Empfindungen (Freude, Dankbarkeit, innere Zustimmung) zu verstärken (wie das geht – dazu unten in der Anleitung mehr).

Dies erfordert einige Übung, denn es bedeutet, seine eigene Reaktion auf das Verhalten des Tiers zu beobachten und sich unter Umständen selbst „umzuerziehen“. Denn meist sind wir so konditioniert, auf bestimmte Dinge in einer gewissen Weise zu reagieren und merken das schon gar nicht mehr.

Gerade in emotional sehr „geladenen“ Situationen (ein unruhiges Pferd oder ein Hund, der in einer gefährlichen Situation beim Gassigehen nicht auf Kommando wieder zurückkehrt), in denen schnelles und souveränes Handeln nötig ist, lohnt es sich, kurz innezuhalten, die Situation „von oben“ zu betrachten und innerlich so ruhig wie möglich zu werden, selbst wenn man denkt, es wäre dafür gerade keine Zeit. Eine ruhige, innere Haltung ist in solchen Fällen viel wert. Ich selbst bin beispielsweise einmal in Island mit einer Herde Pferden in den Bergen in ein Gewitter geraten (wer Island kennt, der weiß, dass es dort nur sehr wenig Gewitter gibt und die Pferde es daher auch kaum kennen). Obwohl ich damals selbst Angst vor Gewitter hatte, wusste ich, dass ich jetzt nur die Chance habe, selbst im Vertrauen und ruhig zu bleiben, da mein sehr nervöses Pferd sonst durchgegangen wäre. Ich habe mich in dieser Situation bewusst von meinem antrainierten Verhalten bei Gewitter (Angst haben und in der Wohnung verkriechen) distanziert und die Situation mit Ruhe und Bedacht aus einer etwas anderen Sichtweise betrachtet. Die Angst durfte immer noch da sein, aber je klarer mir wurde, dass meine innere Haltung und Kommunikation mit meinem Pferd es beeinflusst, ob wir beide diese Situation so unbeschadet wie möglich überstehen oder nicht, desto ruhiger wurde ich selbst mit der Zeit. Ich hatte ein inneres Bild von einem beruhigten Pferd vor mir und habe ihm zusätzlich das Gefühl vermittelt, dass ich es beschütze. Dieses Gefühl war für mich stärker als meine eigene Angst vor dem Gewitter und ich konnte es noch verstärken, indem ich mich weiter darauf konzentriert habe anstatt auf die drohende Gefahr von außen. Obwohl es um uns herum in der Herde ein paar Turbulenzen bei anderen Pferden und Reitern gab, ging letzten Endes alles glimpflich aus und wir beide sind als Team noch mehr zusammengewachsen. Außerdem habe ich inzwischen nicht mehr eine so starke Angst bei Gewitter und kann immer wieder auf dieses innere Gefühl des Beschütztseins zurückgreifen.

 

Bereit für die Anleitung?

Hund Tier Mann knutschenUm die eben erläuterten Prinzipien direkt auf eure Beziehung anzuwenden, kannst du wie folgt vorgehen:

1. Warum wünschst du dir ein bestimmtes Verhalten?

Weißt du genau, warum du deinem Haustier eine Sache erlauben und die andere verbieten möchtest? Werde dir dessen noch einmal klar. Denn Tiere sind sehr gut darin, unsere Grenzen zu testen. Vielleicht lässt sich die ein oder andere Regel ja doch aufweichen, wenn sie nur beharrlich genug sind. Wenn du aber weißt, warum du etwas nicht möchtest, wird es dir viel leichter fallen, an dieser Stelle standhaft zu bleiben.

 

2. Negativ in positiv umwandeln – „Nicht“ und „kein“ vermeiden.

Beispiele hierfür: „Sei still“, statt „Bell nicht“, „Kratz nur an deinem Kratzbaum“ statt „Kratz nicht an der Tapete“. Überlege dir diesen Befehl am besten schon, bevor dein Tier das nächste Mal so handelt und du akut reagieren musst.

 3. Sende dem Tier ein Bild von dem gewünschten Verhalten.

Dies tust du, indem du dieses Bild vor deinem inneren Auge siehst und es in Gedanken an das Tier abschickst. Etwa das Bild von deiner Katze, wie sie die Straße meidet und stattdessen in den Gärten umher streift. Das Senden kannst du dir so vorstellen, dass zwischen deinem Herzen und dem Herzen deines Tiers eine unsichtbare Leitung besteht, durch die die Nachricht versandt wird. Oder (wenn dir das leichter fällt) so, als würdest du eine SMS an deinen tierischen Freund abschicken. Vertraue darauf, dass es bei ihm ankommt.

 

4. Sende ein Bild des gewünschten Verhaltens mit einer positiven Emotion.

Nun noch einen Schritt weiter: Nimm die Perspektive deines Tieres ein und versuche dich in der Situation ganz in es hineinzuversetzen, indem du durch seine Augen blickst und wie es fühlst – in unserem Beispiel wie eine Katze, die die Straße mit den Autos meidet und sich im Garten aufhält, wo sie sich sicher fühlt. Sie spürt das Gras unter ihren Pfoten und auch die Nähe zum Haus, wohin sie jederzeit zurückkehren kann, wenn sie möchte. Stelle dir diese Situation so detailgetreu wie möglich vor, wie einen inneren Film mit Bildern, Gefühlen, Sinneseindrücken. Wie genau fühlt sich dein Tier in dieser Situation? In der Rolle als dein Tier kannst du ihm noch von außen das Gefühl zukommen lassen, wie du als Mensch stolz auf es bist und es lobst, wenn es sich wie gewünscht verhält.

 

5. Lobe dein Tier kräftig, wenn es sich daran hält.

Zeige ihm, dass du wirklich stolz bist. Das kannst du etwa durch ein Leckerli, einen besonderen Stimmton bzw. einer ruhigen Stimme, knuddeln oder einem sonstigen Signal tun, an das dein Tier bereits gewöhnt ist.

 

6. Üben, üben, üben!

Und dabei immer schön ruhig und gelassen bleiben. Je mehr du darin geübt bist, zu visualisieren und auch in brenzligen Situationen kurz innezuhalten, durchzuatmen und die Augen zu schließen, umso schneller wird es gehen, bis ihr erste Erfolge erzielt. Natürlich kommt es auch darauf an, wie weit dein Tier dir vertraut und wie seine Motivation ist, mitzumachen. Aber wenn diese Übung dauerhaft angewandt wird, kann sie euch beiden helfen, achtsamer zu werden und eure Verbindung zueinander zu stärken. Wenn du am Anfang noch keine Bilder, sondern nur Empfindungen hast, ist das vollkommen okay. Um das Visualisieren und das innere Zentrieren zu trainieren, kannst du auch damit beginnen, Meditationen in deinen Alltag zu integrieren. Es gibt beispielsweise bereits viele frei verfügbare geführte Meditationen auf Youtube.

 

Tier Pferd FreiheitAuf diese Weise ist es sogar möglich, Tieren neue Kunststücke beizubringen (soweit sie es wollen) oder ein Pferd auf ein Turnier vorzubereiten. Die Tiere verstehen dann besser, was von ihnen erwartet wird und bilden eine harmonische Einheit mit ihrem Menschen bzw. Trainer. Mit etwas Übung kann der Reiter seinem Pferd somit auf Dauer viel sanftere Hilfen geben, es wird schneller reagieren und nicht „abstumpfen“. Fühle beim Hineinversetzen in dein Pferd, wie es sich entspannt, sobald es über den Rücken läuft und wie es in der richtigen Art und Weise angaloppiert. Beim Springen kann der Reiter seinem Pferd bereits über dem Sprung ein Bild senden, welche Richtung er danach einschlagen möchte. Somit weiß es, mit welchem Fuß es weiter vor greifen sollte, um im Links- oder Rechtsgalopp aufzukommen.

Außerdem sei noch erwähnt, dass es (wie oben bereits genannt) nicht darum geht, Tieren ihre Triebe abzuerziehen. Wenn es sich um triebgesteuertes, von uns nicht erwünschtes Verhalten wie Jagen handelt, sollte man dem Tier an anderer Stelle einen akzeptablen Ersatz bieten, wie spielen oder Stöckchenwerfen. Hier lassen sich am besten in Zusammenarbeit mit Tiertrainern auf die jeweilige Rasse und das individuelle Tier zugeschnittene Lösungen finden.

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