Wie du ein Problem mit deinem Tier garantiert verschlimmerst

Diese Muster in deiner Wahrnehmung sorgen dafür, dass sich ein Problem mit deinem Tier so richtig festfährt

Hattest du schon einmal ein Problem mit deinem Tier, das dich wirklich stark beschäftigt hat? Ein Problem, das dir vielleicht sogar den letzten Nerv geraubt hat?

Was wäre, wenn ich dir sage, dass das eigentliche Problem meist gar nicht in der Situation (z.B. einem unerwünschten Verhalten oder einer Krankheit) liegt, sondern vielmehr darin, wie du die Situation bewertest?

Keine Sorge: Dieser Artikel soll dich nicht dazu anregen, ein Problem mit deinem Hund, deiner Katze oder deinem Pferd aktiv und bewusst zu verschlimmern. Vielmehr geht es darum, unbewusste Muster in deiner Wahrnehmung aufzudecken, die der eigentliche Grund dafür sind, dass dir die Situation Unbehagen bereitet.

Wenn du diese Muster nicht durchschaust, hindern sie dich daran, das Problem ganz gelassen gemeinsam mit deinem Tier zu lösen und daran vielleicht sogar noch zu wachsen.

Heute geht es also nicht um Problemlösung im engeren Sinne, sondern um deine Sicht auf deinen tierischen Begleiter. Was ist es genau, das dir im Umgang mit ihm manchmal Stress, Sorgen oder Unbehagen bereitet?

Deine Sicht auf das Problem entscheidet über deine Reaktion

Zu mir kommen viele Menschen, die von außen betrachtet sehr ähnliche Themen mit ihren Tieren haben.

Nehmen wir einmal eine Katze, die in die Wohnung markiert, anstatt das Katzenklo zu nutzen. Wenn vier unterschiedliche Katzenhalter jeweils mit diesem Problem zu mir kommen, können dennoch alle vier eine ganz andere Wahrnehmung in Bezug auf ihre Situation haben:

Der Erste ist wütend, weil die Katze doch eigentlich weiß, wo ihr Katzenklo ist und es dennoch plötzlich nicht mehr nutzt.

Die zweite Tierhalterin macht sich Sorgen, ob es ihrem Stubentiger wirklich gut geht oder er nicht vielleicht eine Blasenentzündung hat (welche ein Grund für dieses Verhalten sein kann).

Die Dritte hingegen hat direkt Schuldgefühle, weil sie denkt, dass sie ihre Wohnungskatze zu oft und zu lang allein lässt und diese jetzt vielleicht ihren Unmut zum Ausdruck bringt.

Während der vierte Katzenhalter sich ganz gelassen denkt: „Ach, das kann ja mal passieren. Ich ändere einfach das Streu und probiere noch ein paar weitere Dinge aus, dann wird er sicher bald wieder ins Klo machen“.

Alle vier Katzenhalter lieben ihre Tiere und sind daran interessiert, das Problem zu lösen. Doch ihre Reaktionen auf das Verhalten der Samtpfoten sind ganz unterschiedlich. Während der letzte ganz gelassen bleibt und somit auch offener für verschiedene Lösungsansätze ist, sind die anderen drei jeweils sehr darauf fokussiert, dass das Verhalten ihrer Lieblinge an einer spezifischen Ursache liegen wird.

Sie stressen sich außerdem zusätzlich, da sie die Situation auf eine bestimmte Art und Weise interpretieren. Bei jedem von ihnen läuft ein bestimmter „Film“ im Kopf ab, der unter Umständen dafür sorgt, dass sich das Problem mit ihrem Tier zu einem kleinen Drama weiterentwickelt (Etwa: „Meine Katze will mich gerade gezielt ärgern“, „Oh Nein, bestimmt hat mein Kater Schmerzen an der Blase und leidet“ oder „Immer mache ich alles falsch. Sogar meine Katze kommt bei mir zu kurz“).

Deine Wahrnehmung der Situation entscheidet also maßgeblich über deine Gefühle und über die Schritte, die du als nächstes unternehmen wirst. Aber wie kommt es eigentlich zu dieser Wahrnehmung?

 

Pferd ProblemHast du ein festes Bild von deinem Tier?

Alle vier Wahrnehmungen sind natürlich auch durch die bisherige Beziehung zwischen Mensch und Tier geprägt. Wenn es zuvor bereits eine vergleichbare Situation gab, neigst du dazu, die aktuelle Situation ähnlich einzuordnen.

Jeder der vier Tierhalter sieht sein Tier bereits durch eine bestimmte „Brille“. Die jeweilige Katze hat in seinen Augen (meist unbewusst) bereits eine feste Rolle zugeteilt bekommen:

Die erste Katze ist „der Unruhestifter“, der zuvor schon (aus Sicht seines Menschen ganz unbegründet) die Tapete zerkratzt hat und daher in Verdacht steht, auch jetzt nur ein wenig „rebellieren“ zu wollen.

Der Kater mit der potentiellen Blasenentzündung hingegen ist „das Sensibelchen“, das sich immer mal wieder eine Krankheit einfängt, weil er ein schwaches Immunsystem hat. Da liegt es doch auf der Hand, dass er jetzt auch wieder krank sein könnte?

Im Fall der vermeintlich einsamen Katze kann es natürlich sein, dass die Schuldgefühle wirklich berechtigt sind. Oder aber es handelt sich hier um ein Frauchen, die generell denkt, dass sie nicht in der Lage ist, gut und „richtig“ für ihre Katze zu sorgen. Vielleicht, weil ihr Bild der Katze ist, dass diese sehr verwöhnt ist. Möglicherweise hat sie selbst auch ein geringes Selbstwertgefühl und denkt, dass sie immer alles „falsch“ in ihrem Leben macht. In diesem Fall müssten wir besonders kritisch unterscheiden, wie sich die Eigenwahrnehmung des Menschen von der der Katze unterscheiden.

Nur der letzte Mensch betrachtet seinen Kater in der aktuellen Situation relativ neutral. Er ist offen für viele Lösungsansätze.

 

Gibt es auch in deiner Beziehung zu deinem Tier Schlüsselsituationen, die dazu beigetragen haben, dass du ein festes Bild von deinem Begleiter hast?

Dieses feste Bild ist eine „gute“ Ausgangssituation dafür, dass sich euer Problem zuspitzt!

Wie ein festes Bild das Problem verschlimmert

Auch ich selbst habe schon erlebt, wie sich eine feste Sichtweise auf ein Tier negativ auf die Beziehung auswirken kann.

Ich bin früher regelmäßig geritten. Wenn mir jemand ein angeblich „schwieriges“ Reitpferd gegeben hat, war ich meist schon verkrampft, wenn ich nur diese Bezeichnung gehört habe. Ich habe stets das Schlimmste von dem Pferd erwartet, auch wenn ich es noch gar nicht kannte und mir kein eigenes Bild gemacht hatte.

Vor meinem inneren Auge hatte ich dann ein Pferd vor mir, das gleich frech werden und mit mir durchgehen könnte. Unsere Beziehung konnte sich von Anfang an nicht ungezwungen aufbauen und war bereits beim Aufsteigen verkrampft. Sicherlich habe ich dann auch das ein oder andere Mal die Zügel grundlos unbewusst strammer gehalten, als ich dies bei einem angeblich „lammfrommen Ross“ tun würde. Ich war gar nicht in der Lage, dem Pferd eine Chance zu geben und es so wahrzunehmen, wie es im aktuellen Moment gerade war. Kein Wunder also, dass wir beim Reiten kein harmonisches Paar abgegeben haben!

Ein festes Bild in Bezug auf dein Tier bewirkt, dass du eine ganz bestimmte Ausstrahlung und Wirkung im Umgang mit ihm hast. Wenn du etwas ausstrahlst wie: „Das mit uns beiden kann ja nichts werden“, wieso sollte sich dein Tier dann Mühe geben, dir das Gegenteil zu beweisen?

Irgendwann bist du vielleicht sogar nur noch auf dieses eine Problem fixiert und vergisst all die anderen, unproblematischen und freudvollen Dinge in der Beziehung zu deinem Tier. Deine Laune wird unbewusst davon abhängig, wie sich dein Tier verhält.

Das Problem gewinnt damit immer mehr Kraft, bis es euren Alltag dominiert, weil du immer mal wieder überprüfst: „Tut mein Tier ES gerade wieder?“

Mir ging es so, als meine Katzen eine Zeit lang öfter auf die Badezimmermatte gepinkelt haben, als ich unterwegs war. Als ich wieder heim kam, galt einer meiner ersten Blicke oft dieser Stelle: Befindet sich dort wieder ein verräterischer Fleck? Riecht es nach Urin? Ich vertraute den beiden nicht, dass sie sich wirklich an einen Kompromiss halten würden, den wir in einer Tierkommunikation miteinander vereinbart hatten. Doch ich tat ihnen da vollkommen Unrecht und stresste auch mich selbst ganz unbegründet.

Wenn es sich um ein gesundheitliches Thema handelt, bist du je nach Krankheitsbild vielleicht sehr damit beschäftigt, ob dein Tier heute schon sein großes Geschäft verrichtet hat, genug getrunken hat oder ob gewisse Symptome erneut sichtbar waren.

Was aber geht in diesen Momenten wirklich in deiner Wahrnehmung vor sich?

Problem GehirnDie Vor- und Nachteile deiner unbewussten Wahrnehmungsmuster

Bei den beschriebenen Vorgängen handelt es sich um Reaktionsmuster im Gehirn. Die meist vollkommen unbewussten Vorgänge helfen ihm dabei, komplexe Sachverhalte und Situationen, die dir Sorge bereiten, vereinfacht wahrzunehmen und eine plausible Erklärung zu finden. Das gibt dir zumindest ein Stück weit Sicherheit, weil du das Gefühl hast, die Situation zu verstehen und (zumindest teilweise) unter Kontrolle zu haben.

Wenn du nicht jedes Mal neu darüber nachdenken musst, wie du dein Tier und sein Verhalten einordnen sollst, spart dein Gehirn außerdem eine Menge an Energie. Das ist nicht zu unterschätzen, denn wenn dein Gehirn in eine ganz neue Richtung denkt, müssen sich neue Verknüpfungen bilden. Dies kostet sehr viel mehr Kapazität, als wenn es einfach auf alte Muster und Verknüpfungen, bzw. ein festes Bild von deinem Tier, zurückreift.

Zwar kostet es dich auch Energie, dir (wieder einmal) Sorgen um ein Problem zu machen. Aber wenn dein Gehirn es bereits gewohnt ist, dass du dir Sorgen machst, sind diese Vorgänge leichter, als wenn du dir ganz neue Gedanken dazu machen musst.

 

Es ist also ganz natürlich, dass du Tiere, andere Menschen oder auch Situationen in gewisse Schubladen steckst, um komplexe Situationen zu vereinfachen und dich nicht zu überfordern.

Problematisch wird es erst, wenn du diese Bilder nicht hinterfragst und darin gefangen bist. Dann entsteht das eigentliche Unbehagen, die Anspannung oder gar Drama hinter der Situation mit deinem Tier:

Dein Unterbewusstsein möchte natürlich weiterhin an seinen Bildern festhalten, weil dies aus den beschriebenen Gründen leichter für es ist. Gerade dadurch hältst du aber auch das Problem mit fest und es entwickelt sich zu einem Dauerbrenner!

Zum einen bist du weniger offen für alle möglichen Lösungswege. Wenn du z.B. davon ausgehst, dass dein Haustier sich aufgrund einer Krankheit seltsam verhält, dann wirst du natürlich vor allem auf der körperlichen Ebene nach der Lösung für das Problem suchen und erst viel später andere Möglichkeiten in Betracht ziehen.

Zum anderen entfremdest du dich ein Stück von deinem Haustier, wenn du es nur innerhalb seiner bisherigen Rolle betrachtest und alles andere ausblendest. Wenn du deinen Hund generell als ängstlich siehst, nimmst du ihm die Möglichkeit, seine Ängste (z.B. in Bezug auf fremde Menschen) zu überwinden und auf Dauer ausgeglichener zu werden.

In einigen Fällen kann sogar eure Beziehung Schaden nehmen, weil ein negatives Bild von deinem Tier in deinem Kopf entsteht. Wenn du an es denkst, entstehen nicht mehr nur positive Emotionen in dir, sondern es kommen auch Ängste, Sorgen und dergleichen hoch.

So lockerst du deine Wahrnehmung und meisterst das Problem leichter

Du merkst schon: Selbst wenn du beschließt, die ganze Sache ein wenig lockerer zu sehen, ist es mit dem Beschluss alleine wahrscheinlich nicht getan.

Deine Wahrnehmungsmuster sind nun einmal deine inneren Programme, die sich im Laufe der Jahre und im Verlauf der Beziehung zu deinem Tier aufgebaut haben. Vieles läuft unbewusst und automatisch ab. Gerade, wenn es ein akutes, neues Problem mit deinem Tier gibt, das Sorgen in die verursacht, kann es vorkommen, dass du auch mal wieder in alte Muster zurückfällst. Das ist nicht schlimm!

Ich möchte dir im Folgenden wichtige Orientierungspunkte an die Hand geben. Sie können dir dabei helfen, deine persönlichen Wahrnehmungsmuster aufzudecken, deine Wahrnehmung langsam zu verschieben und demnächst Herausforderungen mit deinem Haustier viel leichter zu meistern:

  • Beobachte öfter deine Wahrnehmung in Bezug auf dein Tier: Was verursacht ein bestimmtes Verhalten oder eine Situation in dir? Bist du angespannt und wenn ja, was stresst dich genau?
  • Werde dir bewusst: Das Gefühl, die Situation kontrollieren zu können, ist eine Illusion. Nichts im Leben lässt sich wirklich kontrollieren – schon gar nicht Tiere!
  • Erlaube dir, dein Tier immer mal wieder mit neuen Augen zu betrachten. Sage dir innerlich: „Ich erlaube mir, nicht genau zu wissen, wer du bist!“
  • Erkenne und fördere das Potential deines Tiers und sieh euer Problem als einen Prozess an, dessen Lösung sich in kleinen Schritten finden wird.
  • Entwickle eine klare Führung für dein Tier.
  • Sei offen für neue Lösungswege, probiere neue Möglichkeiten aus.
  • Und das Wichtigste: Lache mehr! Wenn du nicht über die Situation lachen kannst, dann finde andere Möglichkeiten, dir kleine Freuden zu erlauben. Wenn du diese Freuden mit deinem Tier teilen kannst, wird sich das auch positiv auf eure Beziehung auswickeln

 

 

Hast du ein Beispiel von einer Situation mit deinem Tier, die sich positiv gewandelt hat, nachdem du sie mit anderen Augen betrachten konntest? Teile sie gern hier mit uns.

PS: Wusstest du, dass alle zwei Wochen exklusiv auf dem Podcast eine Episode kommt, in der wir zur jeweils vorangegangenen Episode noch etwas mehr in die Tiefe gehen?

Abonniere den Kanal bei Apple Podcasts, Google Podcasts oder Spotify, um nichts mehr zu verpassen – oder hol dir gleich unsere kostenlose App, in der du alle Episoden hörst und viele Extra Impulse bekommst.

Tierkommunikation lernen

Tierkommunikation lernen

Tierkommunikation lernen - leicht gemacht!

Tierkommunikation Aufbaukurs

Körperflüstern lernen

Tierkommunikation für Fortgeschrittene

Tierkommunikation Ausbildung

Tierkommunikation Ausbildung

Ausbildung zum Mensch-Tier Coach