29 – So entwickelst du Selbstbewusstsein im Umgang mit deinem Tier

Wie dein Tier dich Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit lehren kann

„Ich werde das niemals hinkriegen. Ich werde niemals verstehen, was mein Tier mir mit seinem Verhalten mitteilen will und ich werde es niemals schaffen, ihm gegenüber Ruhe, Sicherheit, Vertrauen oder Klarheit auszustrahlen. Vielleicht bin ich auch gar nicht der richtige Mensch für mein Tier“ Kennst du diese oder ähnliche Gedanken?

In der heutigen Folge möchte ich darüber reden, wie uns Tiere dabei helfen können, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln und dich ermutigen, niemals aufzugeben, wenn es mal eine Herausforderung mit deinem Tier gibt.


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Diesen Monat geht es ja darum, wie du dich mit Tieren weiterentwickeln kannst. Und tatsächlich werden wir oftmals im Umgang mit Tieren auf uns selbst zurückgeworfen. Wir sind gefragt, die Verantwortung zu übernehmen und wenn nicht alles so wie gewünscht verläuft, müssen wir schauen, wie wir eine Lösung finden. Oftmals bedeutet das auch, etwas bei uns selbst zu verändern, um dann den Tieren zu helfen, sich ebenfalls verändern zu können.

Letzte Woche habe ich darüber gesprochen, wie du selbstbewusst den für dich und dein Tier stimmigen Weg gehen kannst, auch wenn widersprüchliche Informationen oder Kritik von außen kommen. In der Folge habe ich bereits Tipps gegeben, wie du mehr die Führung für dich und dein Tier übernehmen kannst. Darauf möchte ich heute gerne aufbauen.

Doch zunächst einmal: Was verstehe ich eigentlich unter Selbstbewusstsein?

Oft wird damit in Verbindung gebracht, dass du ein starkes Auftreten nach außen haben musst. Dass du wie der Coolste wirkst, den nichts umhauen kann. Es gibt Kurse, bei denen du lernen kannst, dein Selbstbewusstsein nach außen hin zu spielen, sodass du andere Leute beeindruckst.

Aber bist das wirklich du? Und würde dir so etwas im Umgang mit deinem Tier weiterhelfen? Wohl eher nicht. Tiere wissen ganz genau, wenn wir etwas nur spielen oder wenn wir es authentisch sind.

Ich meine hier Selbstbewusstsein in seinem tatsächlichen Wortlaut: Du bist du selbst und du hast Bewusstsein über dich. Das ist für mich auch ein Prozess (du kannst immer bewusster werden, immer mehr über dich lernen) und kein Ding, was man einmal so erreicht und in dem man perfekt werden kann. Denn was ist schon perfekt? Wer kann sagen, was die perfekte Version von dir selbst ist, die du als Ideal heranziehen kannst?

Wenn es um das Thema Selbstbewusstsein im Umgang mit deinem Tier geht, dann geht es aus meiner Sicht also erst einmal darum, dir klar zu werden, wie du selbst bist und dann auch noch wie du mit quälenden Gedanken und Emotionen umgehst, die dir weismachen wollen, dass du „es nicht wert“ bist, nichts kannst oder niemals eine Lösung für die aktuelle Situation finden wirst.

Wir werden uns heute also mit deinem Selbstbild und deinen Gedanken befassen und was du tun kannst, um einen anderen Blick auf die Situation zu bekommen:

Was denkst du wirklich über dich?

Fangen wir mal bei dem Punkt Bewusstsein über dich selbst und deine Gedanken an.

Typische Gedanken sind:

„Andere können es besser als ich“ (z.B. in Sachen Training /Reiten oder wenn es darum geht, Tiere zu verstehen)

„Ich bin einfach niemand, der gut Ruhe ausstrahlen kann“

„Mein Tier ist vielleicht gar nicht so gerne bei mir und mag mich nicht wirklich“

„Ich kann mich nicht durchsetzen“ (oft wird vermittelt, dass du stark und „hart“ sein musst, damit dein Tier dich ernst nimmt)

Wie viele abwertende Gedanken denkst du am Tag über dich? Wenn du da mal bewusster hinschaust, kann es sein, dass du dich schlecht machst, weil du dich bewertest und dann noch innerlich mit dir schimpfst, wenn du es wieder getan hast. Denn du wolltest ja eigentlich anders mit dir umgehen und weißt, dass es nicht viel bringt, wenn du dich selbst runter machst. Dennoch passiert es immer wieder.

Was wäre, wenn du deine Gedanken vor allem beobachtest, um Klarheit zu haben und dir weniger Stress machen würdest, dass es JETZT SOFORT schon alles anders sein muss? Und wenn du dankbar sein könntest, wenn du da wieder unangenehme Gedanken aufgespürt hast, weil du sie dann im nächsten Schritt verändern kannst?
Abseits davon ist es meine Erfahrung, dass da schon in der Regel der richtige Mensch und das richtige Tier zusammenfinden. Es kann sein, dass dein Tier dein Selbstbewusstsein herausfordert, weil es nicht ganz so einfach im Umgang ist oder dir schon bei dem kleinsten Anflug von Unsicherheit das Feedback gibt, dass du dich noch weiterentwickeln kannst.

Zum Beispiel wenn du ein eher nervöses Tier hast, das sich losreißt, sobald irgendetwas in eurer Umgebung stressig ist und du nicht die nötige Sicherheit ausstrahlen kannst. Oder wenn dein Tier eher bockig ist, wenn du nicht sensibel genug mit ihm umgehst.

Da habe ich es dann immer wieder mit Menschen zu tun, die irgendwann denken, dass sie alles falsch machen mit ihrem Tier. Ich kann sehr gut verstehen, dass man da manchmal alles aufgeben und nicht mehr weitermachen will. Doch der Wendepunkt in der Mensch-Tier-Beziehung kommt oft, wenn die Menschen das Verhalten ihres Tiers nicht mehr persönlich nehmen und es als Lernaufgabe und Trainingsfeld für sich sehen. Wenn sie sich von allem lösen, was in der Vergangenheit schon mit dem Tier vorgefallen ist und nochmal von vorne beginnen.

In diesem Podcast habe ich dir schon einige Tipps gegeben, wie du im Umgang mit deinem Tier mehr über dich selbst erfahren kannst und was du tun kannst, um entspannt zu bleiben, deshalb möchte ich an dieser Stelle gerne darauf verweisen.

Um den ersten Schritt in Richtung Selbstbewusstsein mit deinem Tier zu gehen, empfehle ich dir:

  • Beziehe nicht jedes Verhalten deines Tiers auf dich („Ich mache alles falsch“), sondern berücksichtige den individuellen Charakter deines Tiers und seine Vergangenheit. Frag dich, was du gerade durch diese Eigenarten deines Tier lernen und wie du daran wachsen kannst
  • Beobachte die kleinmachenden Gedanken, die da so auftauchen, statt gegen sie anzukämpfen. Im nächsten Schritt kannst du sie hinterfragen.
    Was wäre, wenn du gar nicht „schlechter“ wärst als andere, sondern es nur anders mit deinem Tier machst?
    Was müsste sich verändern, damit du dich sicherer im Umgang mit deinem Tier fühlen würdest?
    Was möchtest du noch lernen?
    Würde dein Tier wirklich bei dir bleiben, wenn es dich so schrecklich finden würde? (Tiere sind durchaus auch in der Lage abzuhauen)
    Stimmt es wirklich, dass es nur ganz schlimme Momente zwischen deinem Tier und dir gibt und es dir nie zeigt, dass es mit dir zusammenarbeiten will?
    Was weißt du wirklich über die Beziehung zu deinem Tier, was du dir noch nie wirklich eingestanden hast, weil du dachtest, dass alle anderen Recht haben und du gar nichts wahrnimmst?
  • Oftmals haben wir komische Schlussfolgerungen im Kopf, wie „man“ sein sollte, wenn man ein Tier hat. Zum Beispiel was man tun muss, um als Rudelführer anerkannt und respektiert zu werden. Das sind oftmals nicht unsere eigenen Vorstellungen, sondern sie sind von irgendwoher übernommen. Wenn du merkst, dass du in so einer Schlussfolgerung bist, lass sie los und frag dich, was dein Tier gerade wirklich von dir braucht

Wie du sanfter mit dir selbst bist

Wie ich vorhin sagte ist es oft so eine Vorstellung, dass man „hart“ sein muss, um selbstbewusst zu sein. Was wäre aber, wenn es vielmehr darum ginge, dass du sanft zu dir selbst bist und dich nicht bewertest, wenn du scheinbar etwas „falsch“ machst? Dann bist du auch offener, mehr mit deinem Tier auszuprobieren und immer wieder zu schauen, was das Beste für euch beide ist.

Wenn du alles eher wie einen Lernweg mit deinem Tier siehst, gibt es kein richtig und falsch, weil du aus allem etwas lernen und dich weiterentwickeln kannst. Du hältst dann nicht mehr an der einen Methode fest, die für dich und dein Tier eigentlich gar nicht funktioniert, nur weil jemand anderes gesagt hat, ihr müsst das machen. Sondern du kannst eine Kursveränderung vornehmen und gleichzeitig deine Lernerfahrung mitnehmen.

In diesem Zusammenhang sehe ich auch immer wieder, wie wenig es bringt, wenn Tierhalter sich mit anderen vergleichen (vielleicht sogar noch mit Trainer XY, der das schon seit Jahrzehnten macht). In dem Moment, in dem du dich in Relation zu jemand anderen setzt und dich bewertest, dass du es nicht so gut kannst wie derjenige, machst du dich zu für deine eigenen Talente und Fähigkeiten, die vielleicht in einem ganz anderen Bereich liegen. Mehr zu dem Thema „Warum Vergleiche dich klein machen und wie du darüber hinauswächst“ kannst du übrigens in meinem anderen Podcast nachhören

Fange an, sanfter mit dir zu sein und die Verantwortung für die individuelle Beziehung zwischen dir und deinem Tier zu führen, indem du:

  • Aufhörst, dich selbst zu bewerten und mit anderen zu vergleichen, die ganz anders mit Tieren umgehen als du. Frage dich stattdessen:Was habe ich schon gelernt im Umgang mit meinem Tier? 
An welchen Stellen durfte ich auch durch unangenehme Erlebnisse mit meinem Tier wachsen und wie kann ich dieses Wissen jetzt nutzen? Wie könnte ich es jetzt noch anders machen als bisher?
  • Kleine und große Erfolgserlebnisse gleichermaßen feierst und festhältst, z.B. in Form eines Fotos oder in deinem Tagebuch. Dann vergisst du sie nicht wieder

Wie du sicherer im Umgang mit deinem Tier wirst

Wie ich vorhin schon sagte, bedeutet es nicht unbedingt, dass dein Tier dich nicht mag, wenn es dir zeigt, dass es etwas, was du machst, nicht mag. Tiere bewerten nicht, sondern reagieren eher auf das, was wir gerade ausstrahlen und tun. Vielleicht ist es jetzt einfach an der Zeit, einen neuen Weg mit deinem Hund, deiner Katze oder deinem Pferd zu gehen? Wie du deinen eigenen Weg mit deinem Tier findest und gehst, habe ich bereits in der letzten Episode angesprochen.

Tiere sind nicht nachtragend, aber sie brauchen manchmal ein ganz anderes Verhalten oder eine ganz andere Herangehensweise von unserer Seite, damit sie sich ändern können. Das heißt nicht, dass du von jetzt auf gleich super selbstbewusst werden muss, damit dein Tier sich verändert. Viel besser ist es, wenn du dich ihm gegenüber authentisch zeigst. Wenn du einen auf „cool“ und souverän machst, ohne es zu sein, kann das sogar manchmal noch mehr Probleme mit sich bringen, als wenn du auch mal authentische und ehrliche kleine Momente der Unsicherheit hast und dich dann wieder sammelst.

Oftmals kann da schon ein erster Schritt von deiner Seite aus bewirken, dass dein Tier beginnt, anders zu reagieren. Nach systemischen Aufstellungen für Menschen und ihre Tiere bekomme ich hin und wieder die Rückmeldung, dass das Tier schon ganz anders auf seinen Menschen reagiert, nachdem wir in der Aufstellung eine Kleinigkeit verändert haben. Dadurch, dass der Mensch etwas über sich und sein Tier verstanden hat, ändert sich seine Ausstrahlung und beide können den Weg wieder mehr gemeinsam gehen. Wenn du einmal wahrgenommen hast, wie sich das anfühlen kann, ist es für dich leichter, das auch tatsächlich auszustrahlen.

Du kannst es mal ausprobieren:

Nimm zwei Stühle, wobei einer stellvertretend für dich und einer für dein Tier steht. Stell sie intuitiv und ohne nachzudenken so in den Raum, wie du es gerade fühlst. Du kannst dabei nichts falsch machen. Setz dich abwechselnd auf den einen und danach auf den anderen Stuhl. Was nimmst du wahr, wenn du auf deiner Position sitzt und was, wenn du auf der deines Tiers sitzt? Was kommt dir da ganz spontan an Gefühlen und Gedanken? Wenn du dich in die Position deines Tiers einfühlst: Braucht es etwas von dir, damit es sich sicherer fühlt? Und wie wirkt der Stuhl deines Tiers auf dich, wenn du auf deiner Position sitzt?

Stell die beiden Stühle danach nebeneinander, du rechts und dein Tier links. Wie fühlt es sich an, wenn du dich wieder abwechselnd auf beide setzt und ihr den Weg gemeinsam geht? Wie fühlt es sich auf der Position deines Tiers an, wenn du spürst, dass da jemand (dein Mensch) neben dir ist und du dich an ihn anlehnen kannst? Was braucht es, dass ihr immer so ein gutes Team sein könnt und euer Vertrauen ineinander wächst?

Vielleicht kann diese kleine Übung nicht grundlegend alles ändern, aber sie hilft dir, dich in dein Tier hineinzuversetzen und zeigt dir, dass du erste Schritte selbst in die Hand nehmen kannst. Das stärkt dich. Frag dich auch gerne, was du selbst bräuchtest, um dich noch sicherer zu fühlen.

Meine weiteren Tipps:

  • Finde heraus, was dein Tier wirklich braucht, z.B. indem du es mit Hilfe der Tierkommunikation befragen lässt oder dir einen anderen Experten hinzuziehst, der dich idealerweise auch noch aufbaut und nicht nur mit dem Tier arbeitet
  • Beziehe deinen Körper mit ein: Wo fühlt er sich angespannt oder gar verkrampft an, wenn du mit deinem Tier zusammen bist? Kannst du vielleicht eine entspanntere Haltung einnehmen, ein paar mal tief ein und ausatmen und spüren, wie du fest mit den Füßen auf der Erde stehst? Das kann dir zusätzlich Halt geben

 

PS: Wusstest du, dass alle zwei Wochen exklusiv auf dem Podcast eine Episode kommt, in der wir zur jeweils vorangegangenen Episode noch etwas mehr in die Tiefe gehen?

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